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BDEW warnt vor fehlender Kraftwerksleistung in Deutschland

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Berlin - Der Verband der Energiewirtschaft sieht das Klimaziel 2030 gefährdet und ruft die Politik zum Handeln auf. Der BDEW stützt sich auf eine Auswertung der neuen Kraftwerksliste.

Zum Start der Hannover Messe 2018 hat der BDEW-Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft vor einer Kraftwerkslücke gewarnt und sieht dringenden Handlungsbedarf bei der Politik.

Zahlreiche Kraftwerksprojekte im Wartemodus

Die Auswertung der Kraftwerksliste zeigt laut BDEW, dass es in Deutschland derzeit 52 Projekte zum Neubau von Kraftwerken gibt. Davon sind jedoch lediglich 14 tatsächlich im Bau. Unter den weiteren geplanten Anlagen sind aber auch 22 Gas- und sechs Pumpspeicherkraftwerke. Aufgrund der aktuellen Marktsituation rechnen sich diese Kraftwerkstypen jedoch nicht, ihre Realisierung ist daher sehr fraglich. Gleichzeitig setzt sich der Trend zum Abbau gesicherter Erzeugungskapazitäten unvermindert fort, so der BDEW weiter: Immer mehr Gas- und Kohlekraftwerke gehen vom Netz. Der Grund: Diese Anlagen müssen altersbedingt stillgelegt werden oder ihr Betrieb ist unwirtschaftlich geworden. Entsprechend sinkt die zur Verfügung stehende gesicherte Kapazität.

BDEW: Bestehende Kraftwerks-Überkapazitäten werden rasch abgebaut

„Die heute noch bestehenden Überkapazitäten werden in wenigen Jahren nicht nur vollständig abgebaut sein. Vielmehr laufen wir sehenden Auges spätestens im Jahr 2023 in eine Unterdeckung bei der gesicherten Leistung“, erläuterte Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Dem bis 2023 zu erwartenden Zubau an Kraftwerkskapazität in Höhe von etwa 4.400 Megawatt (MW) stehen bereits absehbare und schon erfolgte Stilllegungen mit einer Kapazität von rund 18.600 MW gegenüber – ein sattes Minus.“ Damit sinkt bis 2023 die konventionelle Kraftwerkskapazität von heute knapp 90.000 MW auf 75.300 MW.

Politik muss jetzt handeln - CO2-arme Ersatzkapazitäten notwendig

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) geht in ihren Prognosen davon aus, dass die höchste Stromnachfrage in Deutschland (Jahreshöchstlast) zu Beginn der 2020er Jahre bei etwa 81.800 MW liegen wird. Dieser Wert wird nur noch dadurch erreicht, dass weitere bereits zur Stilllegung angezeigte Kraftwerke nicht vom Netz genommen werden dürfen, da sie als systemrelevant für die Versorgungssicherheit eingestuft werden (ca. 6.800 MW). „Diese Entwicklung ist mit Blick auf die Klimaziele 2030 besorgniserregend: Weitere Kohlekraftwerke können in den 2020er Jahren nur vom Netz genommen werden, wenn CO2-arme Ersatzkapazitäten geschaffen werden. Und das heißt konkret: Die Investitionsbedingungen beispielsweise für die umweltschonende und effiziente Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) müssen verbessert werden", so Kapferer.

Erforderlich sei eine Verlängerung des KWK-Gesetzes bis 2030 und über die aktuelle Deckelung hinaus. Auch die Rahmenbedingungen für Energiespeicher müssten verbessert und die unsinnige Doppelbelastung für Speicher bei den Netzentgelten beendet werden. Auch gibt Kapferer zu bedenken, dass die Bau- und Planungszeiten bei allen in den letzten Jahren fertiggestellten Kraftwerke zwischen vier bis sieben Jahren gelegen haben. 2023 beginnt danach heute, so Kapferer.

© IWR, 2018


24.04.2018

 



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