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Floating PV: Fraunhofer ISE untersucht Potenzial auf Braunkohle-Tagebauseen

© BayWa r.e.© BayWa r.e.

Freiburg – Schwimmende Solarkraftwerke werden in vielen Ländern bereits erfolgreich eingesetzt. Das Fraunhofer ISE hat nun eine Potentialabschätzung für Floating PV-Kraftwerke auf deutschen Braunkohle-Tagebauseen durchgeführt. Das Potenzial in Deutschland ist beachtlich, das Anreizsystem müsste aber noch angepasst werden.

Im Auftrag der BayWa r.e. hat das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE analysiert, wieviel PV-Leistung auf den zahlreichen Braunkohle-Tagebauseen in Deutschland installiert werden können. Das technische Potenzial wird auf 56 GWp, das wirtschaftlich-nutzbare Potenzial auf 2,74 GWp geschätzt.

Künstliche Gewässer - ISE untersucht Potenzial für schwimmende PV-Kraftwerke

In Deutschland gibt es 4474 künstliche Standgewässer, die meist aus dem Tagebau für Baumaterialien entstanden sind. So gibt es 725 Baggerseen und 354 Kiesseen, der Anteil der Braunkohletagebauseen liegt bei 12,9%. Diese knapp 500 Braunkohle-Tagebauseen mit einer Gesamtfläche von 47.251 Hektar hat das ISE untersucht. Die meisten davon liegen in Brandenburg (29,8%), Sachsen-Anhalt (28,2%) und Sachsen (15,7%). Um deren Stromerzeugungspotenzial abzuschätzen, führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler u.a. Potenzialabschätzungen durch, interviewten Behörden, Akteure und Experten und Expertinnen aus den Bereichen Genehmigung, Planung, Installation und Gewässerschutz.

Solarfloating-Potenzial beträgt 2,74 GWp – größtes Potenzial in der Lausitz und im Mitteldeutschen Revier

Die Fraunhofer Forscher kommen auf ein technisch nutzbares Installationspotenzial in Höhe von 56 GW. Um das wirtschaftlich-nutzbare Potenzial zu ermitteln wurden die Flächen für Freizeitaktivitäten, Tourismus sowie die für Natur- und Landschaftsschutz relevanten Flächen gemäß Schätzwerten abgezogen. Tagebauseen mit weniger als einem Hektar Fläche oder erheblichen Seetiefenschwankungen sowie Seen, die keine Verankerung der Anlage am Ufer zulassen, wurden aus Kostengründen ausgeschlossen.

Das gesamte wirtschaftlich erschließbare Potenzial für Floating PV-Kraftwerke schätzt das Projektteam auf 4,9 Prozent der theoretischen Seefläche, was einer installierten Leistung von 2,74 GWp in Deutschland entspricht. Die größten Potenziale für Floating PV liegen dabei in der Lausitz und im Mitteldeutschen Revier. Andere künstliche Gewässertypen sowie die natürlichen Standgewässer wurden in der Studie nicht berücksichtigt, sodass von einem insgesamt deutlich größeren Potenzial auszugehen ist.

Fraunhofer ISE: Anreizsystem für Floating PV nachjustieren

In Deutschland ging das erste FPV-Kraftwerk 2019 in Betrieb, aufgrund der EEG-Bestimmungen allerdings nur mit einer Nennleistung von 750 kW. Weil die Investitionskosten für FPV etwas höher liegen als bei herkömmlichen PV-Freiflächenanlagen (FFA), kommen sie bisher in Ausschreibungen nicht zum Zug. "Sinnvoll wären deshalb Innovationsausschreibungen speziell für FPV und andere flächenneutrale PV-Kraftwerke, die noch einen Marktanschub benötigen. Um aufwändige Änderungsverfahren des Flächennutzungsplans zu vermeiden, sollte die flächenneutrale FPV privilegiert werden, ähnlich wie es heute schon für die Nutzung von Flächen für Windkraft und Kernkraft vorgesehen ist", erklärt Dr. Harry Wirth, Bereichsleiter Photovoltaik- Module und Kraftwerke am Fraunhofer ISE. Zudem empfehlen die Wissenschaftler, Tagebau-Seen im EEG als Konversionsfläche einzuordnen, damit eine Teilnahme an den Ausschreibungen möglich wird.

© IWR, 2020


03.02.2020

 



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