Klimawandel: Sibirische Hitze bei 38 Grad
Der Klimawandel macht keine Pause. An einem der kältesten Orte der Welt in Sibirien klettern die Temperaturen bis auf 38 Grad. Die Folgen der Erwärmung in der Arktis sind auch in den niedrigeren Breitengraden zu spüren.
Hitze am Kältepol – Stadt Werchowjansk erreicht 38 Grad
Die Temperaturen in Sibirien lagen laut WMO von Januar bis Juni 2020 mehr als 5°C über dem Durchschnitt und im Juni bis zu 10°C über dem langjährigen Durchschnitt. In der russischen Stadt Werchowjansk wurde am 20. Juni eine Temperatur von + 38°C gemessen. Eigentlich zählt die Stadt Werchowjansk, die nördlich des Polarkreises liegt, mit einer gemessenen Tiefst-Temperatur von – 67,8 Grad zu den kältesten Orten weltweit. In Teilen Sibiriens lagen die Temperaturen in der Woche ab 19. Juli 2020 wieder über + 30°C, so die WMO. Grund für die anhaltende Hitze ist ein riesiges blockierendes Drucksystem, das den Jetstream ablenkt und warme Luft weit nach Norden treibt. Trotzdem wäre eine solche extreme Hitze ohne den Einfluss des vom Menschen verursachten Klimawandels nach Einschätzung eines Teams führender Klimaforscher „fast unmöglich gewesen“, teilte die WMO mit.
Rückkopplung zwischen Arktis und niedrigeren Breiten
Die sibirische Hitzewelle im vergangenen Frühjahr hat den Eisrückzug entlang der arktischen russischen Küste, insbesondere seit Ende Juni, beschleunigt und zu einer sehr geringen Meereisausdehnung in der Laptev- und Barentssee geführt.
„Die Arktis erwärmt sich mehr als doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt, wirkt sich auf die lokale Bevölkerung und die Ökosysteme aus und hat globale Auswirkungen. Was in der Arktis passiert, bleibt nicht in der Arktis. Aufgrund von Fernverbindungen beeinflussen die Pole die Wetter- und Klimabedingungen in niedrigeren Breiten, in denen Hunderte Millionen Menschen leben“, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.
Trend intakt: Rückgang der Eisbedeckung – Erwärmung und die Folgen für die Infrastruktur
Während die diesjährige Eisbedeckung entlang der arktischen Küste in Russland stark zurückgegangen ist, bewegen sich die Daten der anderen arktischen Meeresgebiete für diese Jahreszeit in der Nähe des Durchschnitts von 1981 bis 2010. Trotzdem bleibt laut WMO der langfristige Abwärtstrend des arktischen Eises in Takt. Das bezieht sich auch auf die Folgen. So wird angenommen, dass der Rückgang des Eises die Wettermuster in anderen Teilen der Welt beeinflusst.
Nun sollen u.a. die Wechselwirkungen zwischen geringerer Eisbedeckung, schwächerem Jetstream und blockierenden Drucksystemen untersucht werden, wie sie derzeit in Sibirien zu beobachten sind. Die Folgen der arktischen Erwärmung führen aber nicht nur zum Auftauen des Permafrostbodens und der enormen Freisetzung des Treibhausgases Methan. Viele Städte, die einst auf dem sicheren und harten Permafrostboden errichtet wurden, drohen bei einem Absacken der Bodenoberfläche zunehmend unbewohnbar zu werden.
© IWR, 2020
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