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Globaler Markt für Atomkraftwerke 2020 ohne Orientierung

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Münster – Der weltweite Markt für Atomkraftwerke verharrt auch im Jahr 2020 ohne Dynamik auf niedrigem Niveau. Vor allem politisch motivierte Prestigeprojekte halten den AKW-Neubau noch am Leben.

Im Jahr 2020 sind mehr Atomkraftwerke vom Netz gegangen als neue Anlagen in Betrieb genommen worden sind. Das geht aus den Daten der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA hervor. Die sinkenden Stromerzeugungskosten für Erdgas und erneuerbare Energien bei gleichzeitigem Anstieg der Kosten für den Atomstrom eröffnen dem AKW-Markt außerhalb politischer Märkte kaum neue Impulse.

AKW-Markt 2020 weltweit: 6 AKW-Abschaltungen - 5 neue AKW am Netz

Im Jahr 2020 sind laut IAEA sechs Atomkraftwerke mit einer Leistung von 5.165 MW (5,2 GW) abgeschaltet und endgültig stillgelegt worden. In den USA ist das AKW Duane Arnold 1 (601 MW) auf Grund mangelnder Wettbewerbsfähigkeit vorzeitig vom Netz gegangen. Ursprünglich sollte das AKW Duane Arnold erst 2025 den Betrieb einstellen. Auch beim zweiten stillgelegten AKW in den USA, dem Kernkraftwerk Indian Point-2 mit 998 MW Leistung sind die niedrigen Großhandelspreise für Strom sowie die gestiegene AKW-Betriebskosten der Hauptgrund für die frühzeitige Abschaltung.

In Europa sind 2020 zwei Atomkraftwerke in Fessenheim (Frankreich) mit je 880 MW Nettoleistung und das schwedische Atomkraftwerk Ringhals 1 (881 MW) endgültig abgeschaltet worden. Letztendlich wurde noch in Russland das Atomkraftwerk Leningrad-2 mit einer Leistung von 925 MW stillgelegt.

Neubau: Im Jahr 2020 sind weltweit gerade einmal fünf neue Atomkraftwerke mit einer Netto-Gesamtleistung von 5.521 MW (5,5 GW) in Betrieb genommen worden. Darunter befindet sich das AKW Brakah-1 (1.345 MW) in den Vereinigten Arabischen Emiraten, das 1.110 MW Atomkraftwerk in Belarus, zwei chinesischen Kernkraftwerke (Fuqing 5 und Tianwan 5) mit je 1.000 MW sowie das russische Atomkraftwerk Leninggrad 2-2 (1.066 MW).

Per Saldo (Zubau – Abschaltungen) ist die weltweite AKW-Leistung im Jahr 2020 um 356 MW (Nettoleistung) gestiegen. Zum Vergleich: Zwar liegen die Zahlen für das 2020 noch nicht vor, aber 2019 wurden nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) regenerative Energieanlagen zur Stromerzeugung mit einer Leistung von über 191.000 MW (191 GW) zugebaut.

Globaler Markt für Atomkraftwerke – Staatsunternehmen sind unter sich

Der Markt für Atomkraftwerke hat sich spätestens nach dem Atomunfall in Fukushima immer mehr zu einem rein politischen Akteursmarkt gewandelt. Vor allem abgesicherte Staatsunternehmen teilen sich die Neubau-Aktivitäten im kleinen Kreis auf und halten den AKW-Markt noch am Leben. Wirtschaftliche Gründe spielen eher eine untergeordnete Rolle. „Ohne die von der Politik initiierten und meist prestigeträchtigen AKW-Projekte wäre der globale Markt für Atomkraftwerke schon längst tot“, so IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch in Münster. Allnoch: “Die Kostenschere zwischen Atomstrom und Strom aus Gaskraftwerken sowie erneuerbaren Energien geht immer weiter auseinander.“

Vor allem nach dem AKW-Unfall in Fukushima sind die Stromerzeugungskosten aus Kernkraftwerken in den letzten 10 Jahren durch höhere Sicherheitsauflagen deutlich gestiegen und die Bauzeiten lang. Im Unterschied dazu sind die Kosten für Strom aus Gaskraftwerken und erneuerbaren Energien rasant gesunken. Kurze und planbare Errichtungszeiten sowie eine hohe Einsatzflexibilität dieser Anlagen sind angesichts des schnellen Wandels in der Energiewirtschaft von großem Vorteil.

© IWR, 2021


19.01.2021

 



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