Agora Energiewende Analyse: Deutschland hält nationales Klimaziel 2024 ein - Energiewirtschaft auf Kurs - Gebäude und Verkehr hinken hinterher
Die Emissionen in Deutschland sanken 2024 um 18 Millionen Tonnen (Mio. t) bzw. 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2023 auf insgesamt 656 Mio. t CO2-Äquivalente (CO2eq). Dies ist der dritte Rückgang in Folge. Zudem wurde das Jahresklimaziel 2024 gemäß dem neuen Klimaschutzgesetz um 36 Mio. t CO2eq übererfüllt. Dies zeigen vorläufige Berechnungen von Agora Energiewende. Aufgrund mangelnder Minderung bei Gebäuden und Verkehr verfehlte Deutschland jedoch die europäisch vereinbarten Klimaziele im Rahmen der sogenannten Effort Sharing Regulation (ESR) um schätzungsweise 12 Mio. t CO2eq.
Klimaschutzmaßnahmen der letzten Jahre zeigen im Stromsektor immer stärker ihre Wirkung
Hauptursache des Rückgangs von Treibhausgasemissionen waren positive Effekte in der Energiewirtschaft, die laut Agora mehr als 80 Prozent der Emissionsreduktionen ausmachten. So wurden 2024 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 6.100 MW (6,1 GW) stillgelegt, was 16 Prozent der installierten Kohle-Kapazität entsprach. Der Wegfall wurde durch eine Rekorderzeugung bei den Erneuerbaren Energien in Höhe von 55 Prozent des Bruttostromverbrauchs und gestiegene Importe ausgeglichen, die zu 49 Prozent aus Erneuerbaren stammten. Weitere Gründe für den Emissionsrückgang waren milde Witterungsbedingungen und eine schwächere Wirtschaftsleistung.
„Im Stromsektor zeigen die Klimaschutzmaßnahmen der letzten Jahre immer stärker ihre Wirkung: Deutschland bereitet mit einem deutlichen Plus bei den Erneuerbaren Energien und der positiven Entwicklung beim Netzausbau den Weg für eine erfolgreiche Transformation in allen Sektoren. Dabei profitiert die Bundesrepublik zunehmend von sinkenden Emissionen und günstigeren Börsenstrompreisen", kommentiert Agora Energiewende Deutschland-Direktor Simon Müller die Entwicklungen im Bereich der Energiewirtshaft.
Der Börsenstrompreis sank 2024 trotz stabiler Nachfrage um 18 Prozent auf 78 Euro je MWh, was auch die Verbraucherstrompreise für Industrie und Haushalte reduzierte. Insbesondere bei Neukundenverträgen für Privathaushalte sind deutliche Einsparungen möglich.
Verunsicherung bremst Emissionsrückgang in bei Industrie, Gebäude und Verkehr
Im Gegensatz zum Stromsektor zeigten sich in den Nachfragesektoren Industrie, Gebäude und Verkehr keine strukturellen Fortschritte. Investitionen in klimafreundliche Technologien wie Wärmepumpen und E-Pkw gingen zurück: Der Absatz von Wärmepumpen sank um 44 Prozent, und die Zulassungen von E-Pkw fielen um 26 Prozent. In der Industrie stiegen die Emissionen trotz der wirtschaftlichen Stagnation um 3 Mio. t CO2eq, hauptsächlich aufgrund eines höheren Verbrauchs fossiler Brennstoffe in der Schwerindustrie.
Die Emissionsreduktion im Gebäudebereich von lediglich 2 Mio. t CO2eq war größtenteils auf den milden Winter zurückzuführen. Wäre die Witterung wie 2023 gewesen, hätten die Emissionen nach Angaben von Agora sogar zugenommen.
Im Verkehrssektor wurde ebenfalls nur eine geringfügige Reduktion von 2 Mio. t CO2eq gegenüber dem Vorjahr erreicht, vor allem wegen eines rückläufigen Lkw-Verkehrs infolge der wirtschaftlichen Schwäche. Zugleich stieg aber der Pkw-Verkehr an. Insgesamt verfehlt der Verkehrssektor mit Emissionen in Höhe von 144 Mio. t CO2eq das im Klimaschutzgesetz definierte Jahresziel deutlich um 19 Mio. t CO2eq. Dies könnte in Zukunft zu hohen Strafzahlungen führen, da Emissionsrechte aus anderen EU-Staaten zukauft werden müssen.
„Ein zentraler Grund für den Mangel an strukturellem Klimaschutz in den Sektoren Industrie, Gebäude und Verkehr ist die Verunsicherung bei Haushalten und Unternehmen ”, erklärt Müller. Diese führte zu einer allgemeinen Investitionszurückhaltung - trotz 2024 insgesamt rückläufiger Stromkosten. In der kommenden Legislaturperiode müsse die Transformationsdynamik des Stromsektors auch auf andere Sektoren übertragen werden. Politische Maßnahmen, die soziale Ausgewogenheit und den Umstieg zur Klimaneutralität ermöglichen, seien dabei entscheidend, so Müller weiter.
Emissionsreduktion durch Erneuerbare, Stromimporte und flexible Stromnutzung
Durch die erhöhte Stromeinspeisung aus Erneuerbaren Energien war im vergangenen Jahr auch eine erhöhte Volatilität an der Strombörse zu beobachten. D.h., Zeiten mit viel Wind und Sonne führen zu viel Erneuerbarem Strom, der zu niedrigen bis negativen Strompreisen führen kann. Dabei zeigen die Berechnungen von Agora, dass die Phasen mit hohen Grünstrommengen im Jahresverlauf deutlich häufiger auftreten als Dunkelflauten. „Insgesamt fällt aufs Jahr gerechnet der preissenkende Effekt solcher Grünstromphasen doppelt so stark ins Gewicht wie die Preisspitzen der Dunkelflauten“, so Müller.
Das Potential der Grünstromphasen müsse durch mehr Flexibilitäten nutzbar gemacht werden. Dazu braucht es laut Agora Energiewende mehr Stromspeicher, einen schnelleren Einbau von Smart Metern, sowie Anreize für flexiblere Nachfrage bei industriellen Großverbrauchern. „Eine Reform der Netzentgelte ist hier entscheidend, denn die aktuelle Preisstruktur ist eine echte Flexibilitätsbremse“, so Müller abschließend.
© IWR, 2025
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